IM ERDGESCHOSS
Im Erdgeschoss erwartet Sie ein ca. 10 minütiger Einführungsfilm zur niederbayerischen Agrargeschichte. Zwei bis drei Sonderausstellungen pro Jahr zu unterschiedlichen, auch nicht landwirtschaftsbezogenen Themen, sorgen für zusätzliche Attraktivität. In unserem kleinen aber feinen Museumsladen finden Sie Mitbringsel und Literatur zu bäuerlichen und regionalgeschichtlichen Themen. An der Theke der Touristinfo informiert man Sie gerne über die Besonderheiten der Stadt Regen und des bayerischen Waldes. Das Foyer lädt mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen und Schmökern in Büchern und Prospekten ein.
IM 1. OBERGESCHOSS
Der Rundgang führt Sie zu Beginn in die Abteilung ‚Landwirtschaft und Gesellschaft’ um 1800. Zu dieser Zeit gehörten 96% der bayerischen Höfe kirchlichen oder adeligen Grundherren. Seinen verschiedenen Herrschaften – vom Grundherrn über die Kirche bis zum Landesherrn – war der Bauer dienst- und abgabepflichtig. Höfische Musik untermalt die szenischen Nachbildungen der Grundherren und kontrastiert die Dokumentation der oft drückenden Abgaben und Belastungen.
Landwirtschaft und Gesellschaft
Der Bayerische Wald mit seinem rauen Klima, seinen steinigen, flachgründigen und nährstoffarmen Böden sowie seinen überwiegenden Hanglangen bietet durchwegs nur schlechtes Ackerland. Als Brotgetreide – der wichtigsten Frucht der damaligen Zeit – wuchs hier ausschließlich anspruchsloser Roggen. In den Hochlagen erntete man nur etwa das 4-fache der Aussaat, wobei der 3-fache Ertrag bereits als Existenzminimum und Hungergrenze galt. Anders im Gäuboden mit seinen tiefgründigen nährstoffreichen Löß- und Lehmböden, die weltweit mit zu den besten Ackerböden gehören. In der ‚Kornkammer Bayerns’ baute man ausschließlich hochwertigen Weizen und Gerste. Die Erträge betrugen das 12-24fache der Aussaat.
Auch das Hügelland war gutes Ackerland. Die Bauern ernteten hier zwischen 10 und 15 mal mehr als sie an Saatgetreide ausgebracht hatten. Ebenso werden die sozialen Verhältnisse dokumentiert. Von Bedeutung ist dabei, dass nur 42 % der in der Landwirtschaft Tätigen zum Kreis der Bauern gehörten, 48 % dagegen zur unterbäuerlichen Schicht wie Söldner, Häusler, Inwohner oder Dienstboten. Das Bewirtschaftungssystem jener Zeit wird in dieser Abteilung ebenso behandelt wie die typischen Hausformen – durch maßstabgetreue Modelle veranschaulicht – oder der Komplex der bäuerlichen Hausgemeinschaft.
Haushalt und Nebenerwerb
In der nächsten Abteilung geht es zu den Objekten der bäuerlichen Hauswirtschaft und zum gerade für den Bayerwaldbauern oft lebenswichtigen Nebenerwerb. Die Mühsal dieser Arbeiten sowie die unterschiedlichen Ernährungssituationen vermitteln historische Abbildungen und Texte. Missernten und Unwetter führten speziell im Bayerischen Wald durchschnittlich alle 4 Jahre zu Hungersnöten. In dieser Abteilung kann der Besucher auch einen Blick in einen Aussteuerschrank werfen, ein Stoßbutterfass in Bewegung setzen oder einem Holzdrahthobler und Schaufelmacher über die Schulter blicken und so Vergangenes hautnah nachvollziehen.
Bodenbearbeitung und Ernte
Dem zentralen bäuerlichen Arbeitsbereich "Bodenbearbeitung und Ernte" sind mehrere Raumeinheiten vorgehalten. Der Besucher erfährt dabei auch, dass ein Bauer auf einem mittelgroßen Hof in 25 Jahren rund 45.000 km bei der Arbeit mit Pflug und Egge zurücklegt; mehr als einmal läuft er damit um den Erdball! Beim Thema Ernte stehen nicht nur die unterschiedlichen Techniken und Jahreszeiten im Mittelpunkt sondern auch die Arbeitskräfte. Ab etwa 10-15 ha Ackerfläche benötigte ein Hof zusätzliche Erntehelfer, z.B. Taglöhner.
Ernte und Handel
Der Energiebedarf bei 16 – 17 Stunden Arbeit während der Ernte, aber auch bei der anschließenden Verarbeitung war enorm. Auch wenn sich das Museum als landwirtschaftliches Spezialmuseum versteht, sind in den Ablauf systematisch Themen wie ‚Glaubenswelt’, ‚Bedrohung durch Hungerjahre’, ‚Marktbeziehung’ oder ‚Kriegsdienst’ eingearbeitet. Diese Themen sollen über den landwirtschaftlichen Bereich hinaus zum Verständnis der historischen Lebenswelt und der gesellschaftlichen Verhältnisse beitragen. Mit raffinierter Technik werden dabei Zusammenhänge verdeutlicht; z. B. verwandelt sich ein wandgroßes Gemälde mit einer idyllischen Erntedarstellung plötzlich in eine düstere Kriegszenerie aus der Napoleonischen Zeit.
IM 2. OBERGESCHOSS
‚Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit’ – die Schlagworte der Französischen Revolution auf einer in die Wand geschlagene Europakarte begleiten Sie in das nächste Stockwerk. Auf der Zeitreise gerät nun durch die Aufklärung das fest gefügte, auf Hierarchien und Jenseitsglaube basierende Gesellschaftssystem ins Wanken: Die Welt im Umbruch.
Bauernbefreiung und Agrarreformen
Wichtige Zeitzeugen aus Philosophie, Wissenschaft und Technik leiten, künstlerisch gestaltet, diesen Prozess ein. Wir befinden uns damit bereits in der Abteilung "Bauernbefreiung und Agrarreformen" – zentrale Ergebnisse der Aufklärung, die auch im ländlichen Niederbayern im Laufe des 19. Jahrhunderts ihren Niederschlag fanden. Grund und Boden gingen nun in das Eigentum der Bauern über. Abgaben und Frondienste wurden aufgehoben bzw. abgelöst und grundlegende Reformen der Wirtschaftsweise durchgeführt, z.B. Aufhebung der Dreifelderwirtschaft, Einführung der Stallfütterung sowie neuer Pflanzen, Maschinen, Düngemittel u.v.m.
Der untertänige Bauer wurde mit all diesen Maßnahmen zum freien, ‚rationell arbeitenden’ Landwirt. Eine wesentliche Rolle spielte hierbei der 1810 gegründete Landwirtschaftliche Verein in Bayern. Farbenprächtige Urkunden, Preismünzen und Modelle der ersten Reformgeräte zeugen von den vielfältigen Aktivitäten des Vereins im 19. Jahrhundert. Eine der ältesten in Bayern erhaltenen Preisfahne vom Zentrallandwirtschaftsfest in München gehört mit zu den Ausstellungsstücken.
Auch das Schulwesen trug wesentlich zu den Neuerungen bei. Noch 1825 schrieb Freiherr von Closen, einer der großen niederbayerischen Reformer: „Das Wichtigste ist, dass derjenige, der sich mit Landwirtschaft beschäftigt, dazu gehörig gebildet sey, und hieran fehlt es leider am meisten“.
Technisierung
In der Abteilung Technik wird der Weg von den ersten verbesserten Reformgeräten hin zur Landmaschinenindustrie skizziert. Zu Beginn betreten Sie die nachgebaute Produktionshalle einer frühen Landmaschinenfabrik. Um einen realistischen Eindruck von der Atmosphäre einer Fabrikhalle zu vermitteln, dröhnt Maschinenlärm durch den Raum. Gerade in Niederbayern gab es schon früh eine bedeutsame Landmaschinenindustrie. Die ISARIA-Sämaschinen etwa waren weltberühmt. Eine andere Raumeinheit zeigt neben den frühen arbeitserleichternden Gerätschaften eine Stiften-Dreschmaschine aus dem 19. Jahrhundert mit Göpelantrieb, der auf Knopfdruck in Bewegung gesetzt werden kann.
Mensch und Maschine
Neben den Vorteilen werden hier auch die Konsequenzen der Mechanisierung am Beispiel des Dampfdreschens erörtert. Für viele Tagelöhner brachte es den Verlust der Winterarbeit als Flegeldrescher mit sich. Mittelpunkt dieser Abteilung ist ein stationärer Motor der Fa. Deutz von 1897, der als Antrieb für Futterschneider und Dreschmaschinen diente. Über eine Lichtschranke wird er in Bewegung gesetzt.
Niederbayrische Betriebe, die Dampf-Dreschmaschinen benutzten:
1860 184
1876 1931
1882 4428
1895 9416
Zu den seltenen Stücken zählt in dieser Abteilung eine selbstfahrende Mähmaschine der Fa. Kramer aus dem Jahr 1929.
Agrarmarkt und Genossenschaftswesen
Mit zu den inhaltlichen Schwerpunkten dieses Stockwerks zählt die Abteilung Agrarmarkt. Immer mehr wurde im 19. Jahrhundert die Landwirtschaft in einen überregionalen und schließlich einen Weltmarkt eingebunden. Das Anwachsen der Städte und damit zunehmender Nahrungsmittelbedarf, ein verstärkter Warenaustausch durch ein verbessertes Informationsnetz und neue Transportmittel wie die Eisenbahn brachten für die Bauern die Umstellung von der selbstversorgungsorientierten zur marktorientierten Produktion. Eine enorme Leistungssteigerung war notwendig.
Für viele speziell kleine Höfe führte die zunehmende Konkurrenz und der Zwang zur Rationalisierung zu existentiellen Problemen wie z.B. Verschuldung, Zwangsversteigerung und Auswanderung. Durch die Bildung von Genossenschaften versuchten viele Bauern ihre Lage zu verbessern. Mit der Abteilung Mensch und Maschine endet das 2. Obergeschoss. Hier wird die Einführung von Motoren bis hin zum Traktor behandelt, die den Einsatz größerer und effektiverer Maschinen ermöglichte.
IM 3. OBERGESCHOSS
In der Studiensammlung erwarten Sie zahlreiche Objekte aus den unterschiedlichsten bäuerlichen Arbeitsfeldern. Viele der Exponate sind den meisten allenfalls vom Hörensagen bekannt. Wer kennt etwa Leinsamenklapper, Baumheber, Beschlagstand, Grabenpflug oder eine Strohseilmaschine?
IM PAVILLION
Verschiedene Traktoren – vom Lanz Bulldog Bj. 1924 bis zum Allgaier Bj. 1949 – zwei Dampflokomobile, eine selbstfahrende Bandsäge u.v.a. präsentiert das Museum im Großgerätepavillon. Im Freigelände wurde zudem ein altes Bauernsägegatter aufgebaut; auch ein stehender Göpel ist hier zu sehen.
GARTEN & INNENHOF
Garten und Innenhof laden zum Verweilen, Spielen und Brotzeit machen ein. Für Kinder halten wir alte Spielgeräte wie Stelzen bereit, auch auf zwei Tretbulldogs können sie ihre Runden drehen.