Biermusik – Genuss in Maßen

Vom Reinheitsgebot bis zur Erfindung der Gemütlichkeit

 

Natürlich kann man Musik machen oder hören auch ohne Bier, genauso kann man auch Bier trinken ohne Musik – aber miteinander ist der Genuss doch bedeutend größer! Die Ausstellung BierMusik zeigt, wie zwei Genussmittel in unserer Kultur unzertrennlich geworden sind. Sie wurde von Musikwissenschaftler Josef Focht und Volkskundler Roland Pongratz konzipiert.

Das Bier und die Musik haben eine beachtliche gemeinsame Geschichte. Für sich betrachtet sind sie natürlich viel älter. Nicht nur die Musik reicht in das ferne und wenig bekannte Mittelalter zurück, sondern auch das Bier. Wahrscheinlich sogar weiter. Chronologisch begann die Karriere des Biers schon lang, bevor der bayerische Herzog nach dem Landshuter Erbfolgekrieg eine alte städtische Verordnung zum Landesgesetz (1516) erhob, das später als Reinheitsgebot berühmt wurde.

Zu dieser Zeit war die Berührung von Bier und Musik allerdings noch ganz zaghaft, und das ist auch kein Wunder, nachdem das Musikmachen lang privilegiert war und das allermeiste Bier zu Hause getrunken wurde, nicht beim Wirt. In den Tafernwirtschaften, wo die höhere Gesellschaft verkehrte, bevorzugte man den Wein, auch hierzulande. Bier und Musik konnten damals also kaum zusammenkommen.

Erst in der Moderne änderte sich dies. Es wuchs zusammen, was in unserem heutigen Verständnis zusammengehört. Beim Konsum wich der Wein dem Bier, das Wirtshaus etablierte sich als Ort der bürgerlichen Öffentlichkeit, an dem nicht nur getrunken, sondern auch gesungen und getanzt wurde. Damals hatte schließlich der Liberalismus noch einen Sinn.

Schließlich nährte die Einführung des Grammophons das Bedürfnis nach einer behaglichen Geräuschkulisse. Die Männerchöre kamen aus ihren Nebenzimmern hervor und bald wurde gesungen. Bis dem Nürnberger „Krokodilwirt“ Georg Lang an der Jahrhundertwende schließlich die Erfindung der „Gemütlichkeit“ gelang, war es nur noch ein ganz kleiner Schritt.

Die Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten des Biers mit der Musik haben wir längst liebgewonnenen: den sinnlichen Genuss, das Wohlfühlen in vertrauter Umgebung oder das beschwingte Amusement. All das findet sich in der Ausstellung ebenso wieder wie die Gesetze, der Rausch oder die Erleichterung.

Beim Thema Frauen und Männer geht es nicht nur um resche Harfenspielerinnen und singende Kellnerinnen, sondern sogar um Beethoven und Paganini. Franz von Poccis Karikaturen nehmen Richard Wagner ebenso auf den Arm wie Franz von Kobell; Liebhaber der Musik und Besucher mit Humor kommen also auf ihre Kosten.

Mit wertvollen Exponaten, historischen Bildern, mitreißenden Tonaufnahmen und anschaulichen Inszenierungen wird die „BierMusik“ in all ihren Facetten vermittelt. Darin geht es um Wirtshauslieder beim „Pichelsteinerfest“ genauso wie um studentische Sing- und Trinkgelage des Vormärz, unterhaltende Volksänger in lauten Singspielhallen oder die Zwiefachen der „Hopfazupfa“ in der Hallertau.

Und natürlich geht es um das Oktoberfest, nicht nur mit den sehenswerten, jährlich wechselnden Festkrügen und den oft jahrelang gleichbleibenden Bräuchen.
„Die endlosen Bierwagenzüge werden sichtbar; München ist erreicht. Rechts grüßen Hacker-, Pschorr- und Augustinerbräu, links der gewaltige Spaten. Für Professor Forel muß es eine Art Spießrutenlaufen sein, wenn er in den Münchener Bahnhof einfährt. Ich für mein Teil bin toleranter und gönne jedem Menschen sein bißchen Gift.“

Otto Julius Bierbaum schildert die bierselige Prinzregentenzeit in seiner „Kleinen Reise“ (1911) so anschaulich, dass man das Bier zu riechen und die Musik zu hören glaubt. In der Ausstellung wartet eine idyllische Hörstation unter einem „echten“ Bierbaum mit satirischer Literatur und knisternden Schellackaufnahmen. Ein Rausch für die Sinne. Und am Ende bleibt nicht einmal die Befreiungshalle ohne Musik.

Bis Mitte Oktober ist die Sonderausstellung, deren Zustandekommen vom Volksmusikverein im Lkr. Regen e.V. und den Freunden des Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseums e.V. getragen und von der Kommune und der Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern maßgeblich unterstützt wurde, im ohnehin sehenswerten Museum der Kreisstadt Regen täglich zu sehen.