Maurerklavier und Wanzenpress
Eine multimediale Sonderausstellung zur Harmonikageschichte in Bayern vom 13. Mai bis 11. September 2016
Gerne verbindet man die Harmonikainstrumente mit der „echten, bayerischen, unverfälschten und althergebrachten Volksmusik“. Umgangsprachliche Ausdrücke wie „Wanznpress“, „Maurerklavier“ oder „Quetschn“ unterstreichen dies. Ganz wenig ist aber über die Geschichte und die Vielfalt der Instrumente bekannt. Die bahnbrechenden Erfindungen und Entwicklungen der Harmonikas fanden jedenfalls nicht in Bayern statt, dafür wurden hier regionale musikalische Spezialitäten und regionaltypische Eigenschaften geprägt. Man denke beispielsweise an die bis heute aktive Konzertina-Bewegung in Franken oder an die böhmischen Helikonbässe in Ostbayern.
Die Harmonikainstrumente haben bei ihrer Einführung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts generell einen entscheidenden Vorteil, für die Musikanten, wie für ihre Auftraggeber: Die Musik wird gegenüber allen anderen, vielköpfig ausgestatteten Besetzungsformen erschwinglicher, denn nun kann ein einzige Musikant mit seinem Instrument Melodie, Bass und Begleitung gleichzeitig erzeugen. So wird der Harmonikaspieler für kleine gesellschaftliche Anlässe oder brauchgebundene Zusammenkünfte wie Federntanz (beim Federnschleißen), Dreschersuppe, „Altes Bier“, Christbaumversteigerung, kleinere Hochzeit, Geburtstagsfeier, Eintanzen eines neuen Stubenbodens etc. ein begehrter Mann.
Bayern mit seiner reichhaltigen Tanzmusiktradition wird am Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Hochburg der Harmonikaspieler. Man findet alle Varianten der Harmonika, doch mit der zunehmenden Verbreitung des chromatischen Akkordeons werden diatonische Harmonikas, Bandoneons und Mundharmonikas nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr in den Hintergrund gedrängt und verschwinden fast ganz. Im Rahmen der Sonderausstellung werden neben der Entwicklung der Harmonikainstrumente auch einzelne Musikanten wie Herbert Pixner, Hans Auer oder Max Rosenzopf vorgestellt. Lebensläufe und musikalische Fertigkeiten werden anschaulich herausgearbeitet, so dass ein umfassendes Lebensbild entsteht.
In wissenschaftlich korrekter Form werden Sachverhalte von Fachleuten allgemeinverständlich aufbereitet. Neben zahlreichen hochwertigen Objekten begeistern neu produzierte Audio- und Videostationen, aber auch Mitmachstationen geben den Besuchern die Möglichkeit ihr Wissen nachhaltig und mit allen Sinnen zu vertiefen.
Die Sonderausstellung „Maurerklavier und Wanzenpress“ und natürlich auch die etwa 1500qm umfassende Dauerausstellung im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum Regen (Schulgasse 2) sind täglich bis 11. September, Montag-Freitag von 8-17 Uhr und samstags, sonntags sowie feiertags von 10-17 Uhr geöffnet.