Weihnachten mit Augenzwinkern

Rare böhmische Papierkrippen aus der Sammlung Benno Hofbrückl

vom 29. November 2019 bis 2. Februar 2020

 

Benno Hofbrückl aus Vilshofen ist ein leidenschaftlichen Sammler von Papierkrippen aus Böhmen. Er sagt von sich selbst, dass er auf keinen Fall ein wissenschaftlicher „Krippen(er)kundler“ sei, sondern dass er eben in das Thema einfach hineingewachsen ist. Seit seiner Kindheit ist die unmittelbare Vorbereitung auf das Weihnachtsfest mit dem Aufstellen einer Krippe im Familienkreis untrennbar verbunden. Umso mehr freut es ihn, dass er diesen Brauch an seine Kinder und Enkel „weitervererbt“ hat. Die Liebe zu Papierkrippen hat er für sich erst relativ spät entdeckt, bei einem Ausstellungsbesuch im böhmischen Prachatitz. Seine erste Erwerbung ist damals eine Papierkrippe aus dem „Böhmischen Paradies“ gewesen – natürlich wird sie auch in der Ausstellung gezeigt.

Unbändige Sammelleidenschaft

„Prosim betlém papírový!?“, sind von da an seine wichtigsten tschechischen Worte geworden. Mit dem Satz „Haben Sie bitte Papierkrippen!?“ geht er seither immer wieder im Nachbarland auf die Pirsch nach neuen weihnachtlichen Krippenschätzen, und das auch schon mal im Sommer, bei 25 Grad im Schatten, was ihm durchaus ungläubiges Kopfschütteln diesseits und jenseits der Grenze einbringt. Und natürlich wird auch im Internet recherchiert, „es is da Wahnsinn, wos Du do ois findn kannst, wennst Zeit host!“ Unterstützt wird er stets von seiner Frau Emmi, die bei der Ausgestaltung, beim Auf- und Abbau und vor allem bei der Lagerung im heimischen Keller oder Dachboden viel Kreativität ein- und großes Verständnis für die Sammelleidenschaft aufbringt.

Hofbrückl liefert auch einen kleinen Einblick in die Historie der Papierkrippen, die auch gerne als „Arme-Leut-Krippen“ bezeichnet werden. Er zitiert dazu u. a. aus einer Publikation des renommierten Bodenmaiser Volkskundlers Prof. Dr. Reinhard Haller: „Krippenbogen zum Bitzeln, das heißt Basteln, gab es einst auf den Dezembermärkten zu kaufen. Es war „Kreuzerware“, für jeden erschwinglich. Kramer boten sie an und Hausierer. Viele der noch erhaltenen Ausschneide- und Aufklebekrippen gelangten vor 1914 im Rucksack der Heiligen-Berg-Wallfahrer von Příbram/Böhmen in den Bayerischen Wald; als Mitbringsel. „Mandl-Bogen“ nannte man die bunten Blätter. Waren die Figuren ausgeschnitten – dies passierte grundsätzlich vor dem Heiligen Abend – wurden sie mit einem Holzbrettchen auf der Rückseite verstärkt und entweder auf einer Kommode, meist aber im doppelten Winterfenster auf Moos, Heu, Stroh oder Hobelspänen präsentiert: ohne rahmende Architektur, aufzählend nur hintereinander.“

Begeisterung für böhmische Krippenkunst

Von den böhmischen Krippen ist Benno Hofbrückl so begeistert, weil sie einfach Leben ins Weihnachtsgeschehen bringen. „Do duad se ebbs!“ Neben der Krippe und den Hl.-Drei-Königen finden sich Puppenspieler, Schlangenbeschwörer, Drachen, Bärentreiber, der Metzger mit seinen Würsten, Karpfen werden gefischt, Musikanten spielen auf, ein Schlawiner zieht einem Bürger den Geldbeutel aus der Tasche, Menschen laufen auf einem Weiher Schlittschuh oder ein Kind bringt dem Christkind ein Skateboard. Das alles wird in Dorf- und Stadtszenarien dargestellt, mal echten historischen Gebäuden nachempfunden, mal phantasievoll erdacht und gestaltet.

Fast zu jedem seiner Papierkripperl weiß Benno Hofbrückl eine Geschichte, um die Entstehung, die Abbildung, den gestaltenden Künstler oder die Menschen, die ihm die Krippe verkauft oder vermittelt haben. Um den fragilen Papierfiguren Stabilität zu verleihen hat er sie auf Sperrholz aufgeklebt und fein säuberlich mit einer Elektrolaubsäge akkurat ausgeschnitten. Für die Regener Sonderausstellung, deren Titel „Weihnachten mit Augenzwinkern“ ihm besonders gut gefällt, hat er aus seiner Sammlung die 67 schönsten Darstellungen ausgewählt und in mehrtägiger Kleinarbeit im Sonderausstellungsraum des Museums aufgebaut.

Die Sonderausstellung „Weihnachten mit Augenzwinkern“ und natürlich auch die etwa 1500qm umfassende Dauerausstellung im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum Regen (Schulgasse 2) sind täglich, Montag-Freitag von 8-17 Uhr und samstags, sonntags sowie feiertags (außer Heiligabend) von 10-17 Uhr geöffnet.